Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 25

1911 - Erfurt : Keyser
— 25 — Käufer1) wurde eine Bewegung sichtbar; nach kurzer Zeit eilte ein Reiter der Höhe zu, ein stattlicher Jüngling, dem Wächter ähnlich an Antlitz und Gebäroe. Als er angekommen, schwang er sich vom Pserde und sprach leise mit seinem Gefährten. Der Wächier übergab ihm das Horn, wars die Ledertasche über die Schulter und bot das Pferd dem Fremden. Doch dieser lehnte es ab und wandte sich mit seinem Führer dem Tale zu. Auf dem Wege zum Dorfe: Steilab führte der schmale Psad zu dem gewundenen Laufe des Gießbaches. Mit beflügeltem Schritt eilten die Männer talab, sie sprangen von Baum zu Baum, von Stein zu Stein. Als der Psad wegsamer wurde, schwang sich der Fremde wuchtig aufs Pferd, das den Reiter in großen Sätzen talab trug; dann wählte sich auch der Wächter eins von den Rossen, welche in besonderen Gehegen sprangen. Die Sonne ging zur Rüste, und die Bäume warsen lange Schatten aus den Weg, als sie das Ende des Talgrundes erreichten. Vor ihnen lag bald das Dors, von Graben und baumbesetztem Wall umschlossen, durch die Lücken der Bäume sah man hier und da die weißen Giebel unter braunem Strohdach und kleine Rauchwölkchen, die aus den Dächern aufstiegen. Seilwärts vom Dorfe erhob sich auf kleiner Anhöhe der Herrenhof, mit besonderem Psahlwerk und Graben umgeben, über die zahlreichen Häuser und Ställe des Hofes ragte hoch das Dach des Saales, der First mit fchön geschnitzten Hörnern. Im Torfe: Auf dem Wiesengrund vor ihnen übte sich eine Schar Knaben im Kampfspiel, sie hatten ein Gerüst gestellt und schwangen sich der Reihe nach hinauf und jauchzend wieder herab. Der Wächter rief einen Knaben und sprach leise zu ihm; der Knabe flog wie ein junger Hirsch in großen Sprüngen dem Herren-bofe zu, während die Reiter mit Mühe den Schritt ihrer unruhigen Pserde bändigten. Auf der Dorfstraße tanzten im Staube die kleinen Kinder den Ringelreigen, die Knaben nackt bis aus die Wolljacke, die kleinen Mädchen im weißen Hemde, sie stapften bar-beinig im Staube und fangen. An den Lücken der Dorfhäuser wurden Frauenköpfe sichtbar, auch Männer traten an die Tür und musterten mit Falkenaugen das Aussehen des Fremden, und der Wächter verfehlte nicht, seinen Begleiter zu ermahnen, daß er hierhin und dorthin schaue und die Hausbewohner grüße, „denn", sagte er, „freundlicher Gruß öffnet die Herzen und du magst die Gunst der Nachbarn bald gebrauchen." Fürst und Herrenhof: Unterdes war der Knabe in den Herrenhof gelaufen und kündete leise seine Botschaft an. Fürst Ansgar saß in der Holztaube, dem schattigen Vorbau des Hauses. Er selbst war ein hoher Mann, breitschultrig mit offenem Antlitz unter seinem grauen Haar. Er trug die wollene Hausjacke über *) Im Eichwald der Haardt bei Schnepfenthal (Waltershausen); von Gustav Freytag als Schauplatz gewählt.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 39

1911 - Erfurt : Keyser
39 — „Dies war der Wirt des Hofes", sprach der Führer mit zuckendem Munde. „Er war von Geschlecht ein Franke, aber ein gast-sreier Mann. Gestern, bevor der Tag warm wurde, haben die Wenden den Hof überfallen." Der Tote war am Arm mit einem Kreuz aus blauem Waid gezeichnet. Darum höhlten die Reisenden ein Grab, legten den Toten hinein, knieten zum Gebet, deckten das Grab mit Erde und steckten ein Holzkreuz daraus. Hierauf winkte der Fremde den Jüngling hinweg und blieb allein vor dem Erdhausen liegen. Dann zogen die Wauderer weiter nach Norden. Bubbo, der Landfahrer: Als die Sonne sank, betraten sie endlich die finstern Wälder des Gebirges, welches die Thüringe von den Franken scheidet und blieben im Haufe Bubbos, des Landfahrers, übernacht. — Als die Männer auf deu gestampften Lehmboden der Hausflur traten, hielt der Wirt eine Kienfackel an die züngelnden Kohlen des Holzklotzes, der auf dem Herde lag, und leuchtete mit der rußigen Flamme seinen Gästen in das Gesicht. Als er aber das Antlitz des Fremden erkannte, trat er zurück; die Fackel entglitt seiner Hand und sprühte auf dem Boden, bis der Führer sie faßte und in den Eisenring am Herde steckte. „Nimmer hätte ich geglaubt dein Angesicht in meiner Hütte zu finden", versetzte der Wirt scheu. „Längst ist das Taushemd zerrissen, das du mir gabst. Es war weniger wert, als sonst wohl in früheren Jahren, als icki mich in euer Waffer tauchen ließ. Ungern nur gedenkt der Mann der Stunden der Not, in denen er sein Haupt vor sremdem Zauber gebeugt hat. Dennoch meine ich, du bist ein Mann, großer Geheimnisse kundig. Und wenn ich dir Frieden gebe unter meinem Dach, so magst du zum Dank mich wohl noch manch Geheimnis lehren." „Ich will dich lehren", sagte der Fremde, „wenn du Ohren hast zu hören." „Wohlan, ich will dich halten als meinen Gast, dich und deine Begleiter mit Abendkost und Herberge, und ich grüße dich an meinem Herde, dich, Herr Winfried, vor dem die Leute knieen und den sie Bonisacius und einen Bischof nennen." Am Reiseziel: Als die Reisenden am Abend des nächsten Tages aus dem dunklen Fichtenwald ritten, schauten sie von der Berghöhe niedrige Hügel, in der Ferne offenes Land. Vor ihnen lag am Fuße des Berges ein Dorf, grau die Dächer, grau die Balken, rund herum ein Zairn aus Pfahlwerk und ein breiter Graben. Der Führer hielt inne und sagte kurz: „In das Land der Thüringe habe ich euch geleitet, dies ist das Dorf, dort ist der Hof des Franken, den sie einen Meier des Grafen nennen und dort steht er selbst. Vollbracht ist, was ich gelobt, fahret dahin." Gustav Freitag.

3. Für Präparandenanstalten - S. 197

1912 - Breslau : Hirt
Ii. Die außereuropäischen Erdteile. — 1. Amerika. 197 106. Ins Meer kalbender Gletscher an der Küste von Alaska. Die Berge Alaskas sind bis zum Meeresspiegel stark verschneit und vereist, und mächtige Eisströme münden wie Flüsse ins Meer. Die weit vordrängende Eismasse wird unter das Wasser geschoben und dann, da das Eis leichter ist als das Wasser, durch Auftrieb abgebrochen. Zahlreiche Längsspalten durchsetzen den Kletscher, und auch die Stirnseite ist stark zerklüftet. 107. Landschaft in Nordgrönland. Die Eskimos wohnen in Stein- oder Schneehütten, im Sommer auch wohl in Zelten aus Fellen. Nahrung und Kleidung liefern die Pelztiere (Eisbär) und die Robben (Seehunde). Einmannboot und Hunde- schlitten sind die Verkehrsmittel. — Im Hintergrunde sind die Häuser einer Missionsstation sichtbar.

4. Für Präparandenanstalten - S. 128

1912 - Breslau : Hirt
128 C. Länderkunde. § 200. Föhn, Lawinen. Der Föhn ist ein warmer Südwind, der vom Mittelmeer über die Alpen weht. Durch seine Trockenheit und seine oft orkanartige Stärke bringt er den Alpenbewohnern Gefahren: man löscht das Herdfeuer, um Brände zu verhüten. Der Schnee wird außerdem durch die Lawinen in die Tiefe geschafft. Der dabei erzeugte Windstoß reißt ans weite Strecken Gebäude und Wälder nieder; was von der Lawine über- deckt wird, ist vernichtet. Durch bauliche Anlagen s„Verbannng") und Be- Waldung sucht mau in bewohnbaren Tälern der Lawinengefahr vorzubeugen. 78. Zurückgegangener Gletscher im Pitztal (Tirol). Der von den Firnfeldern der Höhe herabfließende Gletscher ist, wie auch die übrigen Gletscher der Alpen, in den letzten Jahren sehr zurückgegangen. Die beim Abtauen liegengebliebenen Steine, das sogenannte Moränengeröll, kennzeichnen aus dem Talboden und an den Hängen die frühere Ausdehnung des lang- sam fließenden Eisstromes. $ 201. Die Alm. Von der Schneegrenze bis etwa 1800 m abwärts reichen die „Alpen" (b. h. Wiesen oder Matten), die in Tirol Almen (Alm) genannt werden. Sie sind mit einem dichten, blumenreichen Grasteppich bedeckt, der den Kuhherden der Sennen Nahrung bietet. Die Sennen be- wohnen die Alm vom Spätfrühling bis zum September; ihre Hütten be- stehen aus roh gezimmerten Balken, die flachen Dächer aus Holzfchiudeln, die mit Steinen belegt sind. (Warum?) Die Milchwirtschaft ans der Alm liefert den berühmten Schweizerkäse. In den steilen Wänden und Schroffen, die die Matten überragen, ist die Gemse zu Hanse, während der einst in den tieferen Gegenden weitverbreitete Steinbock infolge der unausgesetzten Jagd aus den Deutschen Alpen verschwunden ist.

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 292

1902 - Karlsruhe : Lang
- 292 - 10. So klingt's, und es murmeln die Wellen Und rauschen von Gau zu Gau; — Da bebt vom innersten Grunde Der alte steinerne Ban. 11. Zur mitternächtigen Stunde Am Turme der Meister steht, Und mit den Gesellen allen Ins Reich hinaus er späht. 12. Und steh, da gleißt es und blitzt es Und rasselt und trabt durch die Nacht: Es zieht in langen Reihen Herüber die deutsche Macht. 13. Und es drängt sich und wogt und wimmelt In endlosem Zuge nach: Die Deutschen kommen und sühnen Vielhundertjährige Schmach! — 14. Lang steht entzückt der Meister Und schaut und lauscht hinab, Dann steigt er mit seinen Gesellen Herunter in sein Grab: 15. Tann legt er sich ruhig nieder Am alten deutschen Strom, Denn deutsch ist wieder sein Boden/ Und deutsch ist wieder sein Tom. Otto Hörrh. Herrmanns von #nlja Aufruf zur Kreuzfahrt. (1226). 1. Nicht fürder fern im Palmenlande Verschwendet edle deutsche Kraft, Wo in der Wüste Wirbelsande Nicht Schwert, nicht Pflug sich Heimat schafft! 2. Lang hielten Wacht wir träumend weiland -Am Heilgen Grab mit treuem L-Peer, Wir sanden's endlich aus: der Heiland Braucht keinen Schutz; seiu Grab ist leer! 3. Nein, wer begehrt nach Heidenstreichen, Wer nach des Pfluges edlerm Streit: Ein Schlacht- und Brachfeld ohnegleichen Liegt nah der Heimat ihm bereit. 4. Wo jetzt die Nogat und der Pregel Durch herrenlose Sümpfe schleicht, Wo kaum im Haff vor seltnem Segel Der Möven zahllos Volk entweicht,

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 287

1906 - München : Oldenbourg
55. Eine L>zene aus der Sendlinger Bauernschlacht. 287 Nun galt's nicht Kampf mehr um Sieg und Freiheit, jetzt ging es ums arme Leben. Der Rücken war noch frei bis zur nahen Dorfumfassuug; dort in Zäunen und Heckeu gab es noch Hindernisse für die Verfolger, in Häusern, Scheunen, Ställen noch Deckung gegen das mörderische Blei, auf Straße und Feldweg vielleicht noch ein Entkommen. Was noch stand, wirbelte in Haufen die Hänge und die hohle Straße am Kirchhof hinauf. Hier hetzt der kaiserliche Geueral Kriechbaum selbst sein Fußvolk den Fliehenden auf den Nacken. In dichten Massen schieben sich die Kolonnen den Berg heran, inmitten der Kommandant des Entsatzkorps mit seinem Gefolge, Grenadiere voraus, die den vom freien Feld sich Zurückziehenden auf dem Fuße folgen. Schonungslos wird hier das Dolchbajonett gebraucht, die neue Waffe de's Fußvolks, welche, mit dem Holzheft in die Mündung gepflanzt, die Muskete zum wuchtigen Spieß machte. Was nützt dagegen die dünne Seuseuklinge, was Gabel, Sichel und Knüppel! Nur der wuchtige Morgenstern, von nervigem Arm geschwungen, die schneidende Axt und die altertümliche Hellebarde mag dagegen bestehen. „Zum Freithof" brüllt da oben der Sensenmann an der Mauer und durch die enge Psorte schiebt sich das hastige Getümmel um Schutz bei Altar und geweihtem Boden zu finden. ofamm&ier schütze. Das Spundbajonett im Lauf der Infanterie-muskete hindert den Schuß, aber oben von der Mauer blitzt es, pafft und knallt es wie beim Scheibenschießen. Hier halten noch Jsarwinkler im grünen Rock mit dem kurzen gezogenen Radschloßstutzen stand gegen den geschlossenen Ansturm des kaiserlichen Fußvolkes. Wohl werden auch hier schon die Grabhügel zum harten, kalten Sterbebett derer, die aus dem Gemetzel im Wiesengrund hierher sich noch schleppend verbluteten, und die alte Kirche aus ferner, eisenharter Zeit sah nie noch solch Getümmel um ihre altersgrauen Mauern, wo das Blut der Gemordeten, das über die Altarstufen rieselte und an die falten Wände spritzend verrauchte, dem Ort des Friedens und ewiger Ruhe selbst die Weihe nahm. der kurfürstlichen Prinzen zu hindern und, einmal im Besitz der Hauptstadt, von hier aus der österreichischen Herrschaft ein Ende zu machen. Hauptsächlich waren es wehrhafte Männer vom Oberlauf der Isar und dem Land zwischen Loisach und Mangfall — Jsarwinkler — die selbstbewußt, trotzend auf eigene Kraft, den blutigen Strauß wagten.

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 591

1906 - München : Oldenbourg
123. Ein Siegesgruß aus deu bayerischen Bergen. 591 Bis zum fernsten Ende, wo die Nordsee brandet, drang die glückliche Botschaft; die Kanonen riefen sie weit hinaus übers Meer; in der Hütte und im Palaste, im Herzen des Greises und im Herzen der Kinder stand derselbe Gedanke. Wie großartig waren diese Stunden nun gar in den gewaltigen Städten, wo das reiche Leben in tausend Sprachen spricht, wo alle Kirchen ihr Geläute und alle Türme ihre Flaggen zur Feier senden! Zahllose Menschenmassen drängen sich durch die Straßen, ohne Unterlaß schafft die Presse und der elektrische Draht; jeder freut sich seiner Arbeit, aber niemand schämt sich der Rührung. Jedes Städtlein, so weit die deutsche Zunge reicht, trägt seine deutsche Fahne. Das ganze Vaterland ist geeinigt in dieser Freude, ein Fieber hämmert in allen Nerven, wir fühlen es, daß wir stark sind. Ferne — in blauer, unermeßlicher Ferue — liegen die Alpen, der heilige Wall, mit welchem Deutschland beschirmt ist. Wie stille ist es hier, wie einsam und friedvoll! In den Wäldern rauscht der Nachtwind, am Felsenhang sprossen die Zyklamen; aber niemand kommt und bricht die feinen Blüten; all die Fremden, die sonst so fröhlich im Grünen waren, sind fort. Sie sind im Kriege oder daheim, am eigenen Herde, denn der Ernst der Pflicht und die Größe der Zeit hat sie, abberufen. Im Kriege? Wer möchte es hier ahnen, daß Krieg ist! Noch nie standen die Alpenhalden so schön und die Blumen so dicht; die Glocken der Herden tönen so friedvoll, wenn sie abends zur Hütte kommen. Goldübergosseu sinkt die Souue hinab über den einsamen Bergen. Wer möchte es ahnen, daß Krieg ist! Und dennoch tönt kein Jodler hinaus in den schweigenden Abend, dennoch wissen es auch die Berge. Vor wenigen Wochen, als die Vollmondnacht über den weiten Wäldern lag, da klopfte es leise ans Fenster der Sennerin, da kam der Jägerbursch zu seinem Schatz und sagte ihr, daß es morgen srüh „ins Feld" geht. Kein Zug der Trauer lag über dem kühnen Gesicht, frisch und freudig ging es hinaus, es machte ihn so stolz, „daß wir alle beisammen stehen". Ja fürwahr, auch der schlichte Bauer hat die Vernunft der deutschen Einheit begriffen, auch die Herzen von Süddeutschland (nicht bloß die Waffen) sind mit in den Kampf gezogen. Wie mag es wohl gehen draußen im Kampfe? Es ist wieder Abend, die Sennerin sitzt vor der Hütte und denkt an ihren Liebsten, bis die Sonne'versinkt, bis die Sterne am Himmel blinken. Wie mag es wohl gehen? Da hallt mit einem Male ein Inh schrei herüber, wo der Weg über den steilen Grat emporsührt. Zwei alte Männer mit grauem Schnurrbart, mit Rucksack und Axt bewaffnet, kommen gegangen, denn die jungen sind alle fort. Was mag es sein, daß sie noch so spät in die Berge kommen, daß sie so flink und rüstig den mühsamen Weg emporklettern? Eine schlimme Botschaft ist's ja kaum,

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 493

1906 - München : Oldenbourg
103. Eine Fußreise mit König Max Ii. 493 Bayrisch-Zeller Alm. Und während wir in einer Reihe, am langen Tische saßen, um der Aussicht willen, breiteten sich vor uns die Tiroler Berge im Abendsonnenschein zum wundervollsten Panorama. Seitab rechts und links lagerten die Leute von Zell, welche uns den ganzen Tag begleitet hatten, in bunten Gruppen. Wir hatten zwei Tage, völlig eingeregnet, in dem Jagdschloß der Vorderriß verweilt, als endlich der 10. Juli den sehnlich erwarteten blauen Himmel brachte. Ein sonnenheller, kühler Frühmorgen weckte uns, die Berge waren mit frischgefallenem Schnee bedeckt, „angeschneibt", was als gutes Wetterzeichen gilt, und wir rüsteten uns zu einem Zuge über das Plnmser Joch (in Tirol), um von dort zum Achensee uiederzusteigeu. Durch das großartige Alpental zur Hinteren Riß wurde gefahren; dort bestiegen wir die Reitpferde, während unsere Wagen auf großen Umwegen über Bad Kreuth zum Achensee gingen, wo sie uns am nächstfolgenden Tage erwarten sollten. Wir ritten zwei Stunden einen rauhen Fußpfad hinan bis zur Hagelhütte; hier mußten wir absitzen, die Pferde wurden zurückgeschickt und das Steigen begann. Der König führte bei solchen Gelegenheiten einen Spruch, den er Saussure beilegte, im Munde: „Man muß auf die Berge steigen, als ob man niemals hinauskommen wollte" — und richtete sich nach dieser Regel. Er stieg äußerst langsam, aber sicher und ausdauernd und kam zuletzt doch immer ans Ziel, obgleich es den Begleitern manchmal schien, als sei Der Gipsel gar nicht zu erleben. So erreichten wir denn auch den wohl gegen 6000 Fuß hohen Rücken des Joches1) erst um zwei Uhr nachmittags. Da droben sah es prächtig aus: die Julisonne leuchtete blendend auf den frisch gefallenen Schnee, aus welchem ein den steileren Seitenhängen ganze Fluren rotblüheuder Alpenrosen hervorschauten, hier und da auch ein vereinzelt blühendes Edelweiß. Nun hätten wir oben unseren Mittagstisch halten sollen angesichts des großartigen Umblickes, der sich links in die tiefe Schlucht des Achensees, rechts in die Wildnisse der Hochalpenkette öffnete. Allein mitten im Schnee, der obendrein bereits wieder zu schmelzen begann, ließ sich das denn doch nicht durchsetzen. Rottenhöfer (der K. Mnndkoch) war schon frühmorgens mit vielen Trägern und seiner ganzen Küchenausrüstung heraufgegangen. Er hatte unfern des ungastlichen Joches eine Sennhütte, die Plumser Alm, gesunden, welche wenigstens Obdach bot. Aber an ein Ausschlagen der Tafel in der Hütte, wo nur eben das Bett der Sennerin neben dem Herde und dem Käskeffel Platz hatte, war freilich nicht zu denken. Rasch entschlossen, ließ er darum den einzigen größeren bedeckten Raum, den Kuhstall, ausräumen. Der Boden wurde zur Vertilgung ländlicher Gerüche dick mit frischem Hen belegt, die Wände mit Gewinden von Knieföhrenzweigen und Alpenrosen malerisch maskiert; vor der schlimmsten Partie aber waren zwei blendend weiße Bettücher in groß stilisiertem Faltenwürfe aufgehangen *) Das Pluinser Joch, 1653 m hoch, mit großartiger Aussicht.

9. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 46

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 46 — Tor treten wir auf den Hof. Bor uns erhebt sich das langgestreckte Wohn- Haus. Es ist mit grünbemoosten Ziegelsteinen bedeckt. Mit lautem Ge- bell empfängt uns der große Hofhund. Zur Rechten erblicken wir ihn vor seiner steinernen Hütte stehen. Das Wohnhaus erstreckt sich von Osten nach Westen. An der Südseite sehen wir eine niedrige Haustür im hinteren Teile des Hauses. Links davon sind einige Fenster. Nach hierhin (Westen) grenzt der Obstgarten ganz nah an das Haus. An der Seite des Hauses erblicken wir einen Göpel. Zwei Pferde bewegen ihn. Wozu dieut er? Der große Hof ist gauz mit hohen Eichbäumeu bestanden, einzelne fallen 2lbb. 21. Grundriß des Hauses „Meier Witthof", Pavenstädt. uns durch ihre Größe auf. Unter ihnen erblicken wir langgestreckte Kuleu (Erdlöcher). Warum sind sie da? Nicht weit vom Hause sehen wir eine Pumpe; daneben steht ein sogenannter „Wäscher". Das ist eine durchbrochene Tonne zun? Waschen der Rüben und Ruukeln. Nun stehen wir vor dem Osteingange des Hauses. Es ist eiu Fachwerkbau, wie wir ihn schon auf dem Busch und in Alt-Gütersloh kennen gelernt haben. Die schwarzgestrichenen Eichenbalken und die weißen viereckigen Wandflächen geben dem ganzen Gebäude ein schönes Aussehen. Eine eichene Tür, die so groß und hoch ist, daß ein hochbeladener Erntewagen bequem hindurchsahreu kann, schließt den Eingang. Auf dem mächtigen eichenen Balken über der Tür lesen wir, daß das Haus 1722 erbaut ist. Rechts von der Tür führt eine Hühnerstiege zu dem Hühnerstall empor, und nicht weit davon sind die

10. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 56

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
unterbrochen. Es sind die hohen Eichen, die die Bauernhöfe umgeben. Ganz im Westen und Südwesten begrenzen dunkle Wälder unfern Blick. Wir kommen auf den Pavenstädter Weg und verfolgen ihn. Einige kleine Häuser stehen anfangs an den Seiten; dann haben wir wieder links und rechts das freie Feld. Da kommen wir an die andre Pavenstädter Schule. Vor dem Schulhaus ist ein schöner Blumengarten, an der Westseite der Spielplatz der Schüler, Tannen begrenzen ihn nach der Straße zu. Von hier schauen wir rückwärts. Da liegt im Osten Gütersloh mit seinen Türmen, Schornsteinen und Häusern lang hingestreckt am Gesichtskreise. Je weiter wir wandern, desto näher kommen wir den Wäldern. Bald treten sie nah an den Weg heran. Es sind Kiefernwälder. Der Boden ist hier manchmal hügelig. An den Wegen finden wir auch einige Laubbäume an den Gräben. Wir kommen an mehreren großen Bauern- höfeu vorbei. Alle sind von Eichenkämpen umgeben. Hier und da erblicken wir Ziehbrunnen. In der Nähe des Bauernhauses liegen mehrere kleinere Häuser. In ihnen wohnen die Kötter oder Heuerlinge. Diese Häuser nennt man Kotten. Der Kötter wohnt bei dem Bauern zur Miete. Er Hilst dem Bauern bei der Ernte, und der Bauer pflügt dem Kötter, wenn er es nicht selbst kann, das Land um. Zur Linken haben wir jetzt den Kiefernwald. Der Boden ist dicht mit Nadeln bedeckt. An einigen Stellen erblicken wir den gelben Sand. Heidekraut und Beerensträucher stehen auf den freien Stellen. Nach Norden hin erstreckt sich ein weites Feld. Der Wald ist hier ausgerodet und in fruchtbares Kornland verwandelt. Bor uns liegt der Meierhof, der der ganzen Gegend den Namen gegeben hat, es ist der Hos des Meiers Pavenstädt. Bei ihm ändert sich das Bild. Nach Süden, Westen und Norden breiten sich weite, saftige Wiesen aus, von klaren Bächen durchzogen. Wir erreichen zuerst die Dalle. Sie ist breiter und wasserreicher als in Güters- Abb. 25. Ein Ziehbrunnen.
   bis 10 von 2831 weiter»  »»
2831 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 2831 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1857
1 270
2 443
3 1207
4 1363
5 13609
6 378
7 2831
8 710
9 552
10 3281
11 335
12 166
13 1065
14 215
15 1270
16 2075
17 320
18 912
19 1324
20 158
21 335
22 1170
23 254
24 1174
25 109
26 2453
27 547
28 587
29 1342
30 3033
31 83
32 313
33 1399
34 246
35 54
36 3606
37 6794
38 8294
39 3915
40 440
41 462
42 124
43 827
44 266
45 2481
46 637
47 632
48 937
49 455

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1754
1 5620
2 251
3 2974
4 931
5 1037
6 2425
7 258
8 603
9 924
10 374
11 1060
12 12757
13 858
14 499
15 822
16 14502
17 12725
18 478
19 4862
20 299
21 27000
22 1474
23 5890
24 2830
25 455
26 927
27 1970
28 9775
29 856
30 502
31 496
32 931
33 856
34 413
35 473
36 516
37 399
38 519
39 2666
40 909
41 282
42 8080
43 836
44 141
45 3334
46 292
47 1083
48 3005
49 4563
50 5051
51 769
52 963
53 388
54 2831
55 886
56 396
57 614
58 422
59 323
60 223
61 433
62 771
63 111
64 1589
65 874
66 556
67 652
68 544
69 244
70 5466
71 496
72 248
73 398
74 277
75 2556
76 5355
77 28095
78 331
79 742
80 363
81 8048
82 7085
83 641
84 4388
85 783
86 294
87 2391
88 305
89 359
90 211
91 6599
92 16818
93 2328
94 6807
95 712
96 319
97 497
98 3204
99 221

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 75
1 13
2 97
3 69
4 4
5 3
6 797
7 0
8 2
9 1
10 12
11 29
12 644
13 882
14 45
15 1
16 1
17 28
18 9
19 3
20 3
21 3
22 1
23 1
24 251
25 162
26 8
27 7
28 95
29 11
30 7
31 8
32 181
33 72
34 226
35 4
36 19
37 1
38 15
39 16
40 3
41 18
42 218
43 193
44 4
45 7
46 25
47 44
48 12
49 3
50 783
51 720
52 43
53 5
54 3
55 7
56 7
57 1
58 5
59 157
60 5
61 8
62 1
63 0
64 5
65 26
66 10
67 1
68 11
69 0
70 7
71 6
72 7
73 1
74 3
75 45
76 20
77 2
78 10
79 0
80 6
81 918
82 17
83 105
84 47
85 1
86 18
87 19
88 2
89 269
90 69
91 5
92 6
93 3
94 19
95 76
96 24
97 7
98 1
99 5
100 174
101 6
102 337
103 4
104 30
105 2
106 6
107 25
108 1
109 14
110 180
111 50
112 47
113 12
114 195
115 7
116 40
117 4
118 0
119 80
120 30
121 215
122 15
123 113
124 107
125 548
126 5
127 53
128 3
129 50
130 25
131 511
132 3
133 180
134 6
135 18
136 60
137 37
138 2
139 10
140 36
141 0
142 240
143 150
144 0
145 17
146 9
147 4
148 0
149 11
150 0
151 3
152 240
153 25
154 19
155 34
156 15
157 4
158 2
159 14
160 25
161 5
162 1
163 2
164 40
165 1
166 23
167 14
168 63
169 12
170 6
171 2
172 8
173 25
174 2
175 419
176 2
177 43
178 19
179 28
180 20
181 5
182 43
183 140
184 16
185 150
186 1
187 7
188 20
189 18
190 16
191 0
192 22
193 25
194 2
195 219
196 134
197 5
198 3
199 4